Was sind Faszien?
Die Faszie ist faseriges, weißes Bindegewebe. Dieses Bindegewebe besteht aus Bindegewebszellen, die Fibroblasten. Fibroblasten stellen u.a. auch die Kollagenfasern her, woraus die Matrix zum größten Teil besteht. Faszien bestehen somit aus Fibroblasten und der umgebenen Matrix, sie befinden sich im ganzen Körper und verbinden alles miteinander. Es gibt die oberflächige Faszie, die tiefe Faszie um die Muskulatur herum und sogar im Inneren der Muskulatur befinden sich Faszien. Auch die Organe des menschlichen Körpers sind umschlossen von Faszien und sogar das Gehirn wird von den Faszien geschützt.
Dieses Bindegewebe besteht zum Teil aus ca. 70% Wasser, Proteine und Gewebe. Ist das Bindegewebe gesund verschieben sich bei Bewegung der Muskulatur die Bindegewebsschichten untereinander bis zu 65%.
Untersuchungen haben ergeben, dass bei Menschen mit Rückenschmerzen diese Verschieblichkeit der Bindegewebsschichten noch nicht mal die Hälfte erreicht. Daher ist zu überlegen, ob vielleicht die große Rückenfaszie, Faszie thoracolumbalis, vielleicht der Ursprung für unspezifische Rückenschmerzen ist.
Faszien brauchen Bewegung, sonst fangen sie an zu wuchern, sie verdichten, verkleben und verfilzen und somit kann es hier beim faszialen Bindegewebe zum Funktionsverlust kommen. Dies bedeutet, dass zu viele kollagene Fasern das mühelose Gleiten der verschiedenen Faszienschichten untereinander verhindern. Um diese Überproduktion von kollagenen Fasern zu stoppen braucht der Mensch Bewegung. Bewegung ist essentiell notwendig um die Beweglichkeit der kollagenen Fasern zu erhalten.
Das System der Faszien ist wie ein Zugspannungsnetzwerk. Das bedeutet das die Faszien mit der Zugspannung im ganzen Körper den Bewegungsapparat zusammenhalten. Stellen Sie sich vor die Faszien verlieren diese Zugspannung…was würde passieren? Der Körper würde zusammen fallen, denn es sind die Faszien die den Körper halten und stabilisieren und nicht unser Bewegungsapparat mit den Muskeln, Bänder und Sehnen. Menschen mit Gelenkserkrankungen, mit abgenutzten Wirbelkörpern oder Gelenken können sich trotzdem völlig schmerzfrei bewegen, wenn die Faszien gesund sind und die Zugspannung ihre Funktion erfüllt, d.h. die Knochen berühren sich gar nicht.
Fibroblasten – Bindegewebszellen:
Unser Bindegewebe besteht aus Bindegewebszellen, die Fibroblasten.
Es gibt verschiedenartige Fibroblasten mit unterschiedlichen Funktionen.
Zum einen produzieren sie Kollagen, welches im menschlichen Körper mit über 30% Anteil an der Gesamtmasse aller Proteine das am häufigsten vorkommende Eiweiß ist. Kollagen ist ein wesentlicher organischer Bestandteil des Bindegewebes (Knochen, Zähne, Knorpel, Sehnen und Bänder) und der Haut. Seinen Namen erhielt das Kollagen aus dem Griechischen „Leim erzeugend“.
Zum anderen auch die Hyaluronsäure – eine viskoses Gel aus u.a. Glucose. Hyaluronsäure findet man in der Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit), im Knorpel und im Glaskörper des Auges. Hyaluronsäure ist das Schmiermittel unseres Gewebes. Dieses Molekül bildet immer weitere Moleküle, verästelt und verzweigt sich und wird zu einer Art Schwammstruktur, welches wiederum viel Wasser an sich binden kann. Je weniger Hyaluronsäure der Körper bildet umso schlechter steht es um unsere Beweglichkeit. Bei zu wenig Feuchtigkeit wird das Bindegewebe rau und spröde wie Frottee was aneinander reibt.
Fibroblasten sind auch in der Lage versteiftes Gewebe zu regulieren. Die Zellen beeinflussen die Spannung des Gewebes, so wie es auch beim Dehnen geschieht. Es wurde nachgewiesen das bei Verletzungen sich die Fibroblasten bis zu 200% ihrer Größe ausdehnen und Signale an das Gewebe senden, so dass es sich entspannt. Durch diese Entspannung kann wiederum auch entzündetes Gewebe schneller heilen.
Schmerzempfindlichkeit der Faszien:
Es wurde geforscht ob in den Faszien Nervenfasern angesiedelt sind. Dazu hat man in der großen Rückenfaszie untersucht ob Nervenfasern / Nervenendigungen vorhanden sind. Bei diesen Untersuchungen wurde die Substanz P wie „pain – Schmerz“ nachgewiesen
Faszie und Muskulatur sind eng miteinander verbunden und man wollte herausfinden wie sie getrennt voneinander reagieren. Somit hat man zuerst die Faszie und dann die Muskulatur gereizt. Das Ergebnis war, die Faszien reagieren intensiver au den Reiz als die Muskulatur. Es wurde nachgewiesen das Faszien von unzähligen Schmerzrezeptoren durchzogen sind und das mach das Bindegewebe zu einem unserer empfindlichsten Wahrnehmungsorgan. Dies wurde Zweifelsfall nachgewiesen.
Weiterhin hat man herausgefunden, das unser Bindegewebe auf Stress reagiert und somit spielt auch der Sympathikus eine Rolle. Der Sympathikus ist ein Teil des vegetativen Nervensystems welcher vom Gehirn aus über das Rückenmark führt und von dort aus fast alle Organe innerviert. Wir können den Sympathikus nicht kontrollieren, bei Stress wird der aktiv und versetzt unseren Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft – Kampf oder Flucht.
Fasern dieses Nervs befinden sich auch in den Faszien und wenn diese erregt werden, z.B. durch Stress werden Substanzen freigesetzt, die u.a. zur Kontraktion der Blutgefäße führt.
Chronische Rückenschmerzen:
Die Faszien spielen gerade bei Menschen mit chronischen Rückenschmerzen eine große Rolle.
Wenn ein immer wiederkehrender Schmerz auftritt, z.B. bei falschen Bewegungsabläufen, falschen Bewegungsmustern und das bei Menschen mit einem hohen Level an Stress oder auch psychischen Traumatisierungen in der Vorgeschichte und auch emotional belastenden Erlebnissen, hat man heraufgefunden das diese dazu neigen, sich den Schmerz besonders gut einzuprägen. Diese Menschen haben ein sehr intensives Schmerzerleben im Gegensatz zu andern Menschen mit Rückenschmerzen.
Unterschiede gibt es besonders im tiefen Schmerzempfinden, gerade beim Empfinden von myofaszialen Reizen. Das myofasziale Gewebe hat einen „schnellen Draht“ zum Gehirn und somit auch zum Schmerzgedächtnis. Das kann gerade bei Menschen die einem dauerhalten Stress, auch emotionalen Stress ausgesetzt sind, besonders schnell chronifizieren.
Zum Schluss:
Das allverbindende Gewebe kann der Ort sein, wo die Ursache für die Schmerzen zu finden ist und der der Ort wo Heilung beginnen kann.
Therapie:
Eine Kombination aus Bindegewebsmassage, körperliche Bewegung und Dehnung der Faszien.
Bindegewebsmassage: Bei dieser Massage wird mit stetigem langsamen Druck und Bewegung in eine Richtung Flüssigkeit aus dem Gewebe gepresst und es kann wieder frisches Wasser ins Gewebe einfließen und das Gewebe wieder auffüllen. Das Gewebe wird somit von Giftstoffen und anderen Stoffwechselprodukten gereinigt. Sogar eventuelle Entzündungen werden somit vermindert. Durch die Massage werden die kollagenen Fasern wieder neu ausgerichtet und die Fibroblasten produzieren frisches Hyaluron.
körperliche Bewegung:
Natürlich wird bei der Massage auch der Stoffwechselangeregt, aber die Eigenbewegung bringt noch mehr Dynamik ins Gewebe rein, denn durch körperliche Bewegung kommt es zu einem Temperaturanstieg und das löst einen Reiz aus, der den Stoffwechsel anregt. Pro Temperaturanstieg von 1 Grad gibt es einen Anstieg von 10% der Enzymaktivität.
Weiterhin starten die Fibroblasten, bei regelmäßiger Bewegung, nach drei Tagen die Produktion von frischen Kollagen und lösen so verfilzte Faszien,
Dehnung:
Entspannung und Dehnung der Bindegewebsfasern tragen zur Linderung der Rückenprobleme bei.
Es ist sinnvoll und wichtig diese Dehnübungen täglich durchzuführen. Aber keine Angst, sie nehmen nicht viel Zeit in Anspruch und können problemlos in den Alltag integriert werden.